Vor einiger Zeit kamen wir in dieses Restaurant. Wie und von wo, daran können wir uns nicht mehr erinnern. Von uns gab es viele Gleiche, immer zu viert oder zu fünft umrundeten wir die ebenfalls hölzernen Tische. Die Gäste, die auf uns sassen, hätten verschiedener nicht sein können. Sie assen und tranken und wir lauschten den Geschichten, die sie einander erzählten.
Doch immer weniger Gäste nahmen Platz auf uns, bis der Tag kam, an dem niemand mehr auf uns sass. Die aufregende, aber auch anstrengende Zeit ging für uns vorbei und wir landeten übereinandergestapelt für mehrere Jahre in einer Garage. Staub legte sich über uns. Staub ist meistens ein Zeichen dafür, dass sich die Menschen nicht mehr für eine Sache interessieren. Je dicker der Staub, desto mehr Zeit ist vergangen. Auf uns lagerte eine fingerdicke Schicht Staub.
Upcycling, Recycling, Repaircafé, sind Begriffe, die seit einigen Jahren überall zu lesen sind. Technisches und Textiles Gestalten eignet sich, um diese Themen aufzugreifen, nachhaltig zu gestalten und auch wirklich Hand anzulegen.
Die 17 verstaubten Stühle, die niemand mehr wollte, boten sich mir an, um ein solches Upcyclingprojekt mit meinen Schüler:innen zu starten. Ich denke, die Stühle waren froh, dass sie von unserem Hauswart auf Tutti entdeckt wurden und sie so die Chance auf ein neues Leben bekamen.
Zum Glück wurden wir aus unserer Dunkelkammer befreit, auseinandergestapelt und mit dem Bus nach Steinenbrünnen gefahren.
Jede Schülerin und jeder Schüler aus der 5. und 6. Klasse bekam ein Exemplar von uns, um aus uns etwas Neues entstehen zu lassen. Wir sollten nun besondere Einzelstücke werden. Immer noch Stühle oder eher Kunstwerke, dies wusste wohl in diesem Moment noch niemand so genau. Zu Beginn war die Begeisterung an uns zu arbeiten noch gross, vielleicht auch weil eine Kunst- studentin mitwirkte und der Fantasie noch keine Grenzen gesetzt waren. Alles schien aus uns werden zu können. Doch das Kleistern wurde mit der Zeit sehr mühsam und alle Vorstellungen der Schüler:innen technisch umzusetzen, war auch gar nicht so einfach.
Wie wäre es denn, wenn wir an einem richtigen Kunstort ausgestellt würden?
Nun sind wir da, im Pumpenhaus in Schwarzenburg und warten auf euch. Ja, Verschiedener könnten wir nicht sein. Möbelstücke, Kunstwerke,
dies überlassen wir den Besucherinnen und Besuchern.
Wie unsere Reise wohl weitergeht?